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Hierarchien? Brauchen wir nicht!

Besuch beim Wiener Familienunternehmen Tele-Haase

Bei vielen Unternehmen ist Agilität im Gespräch, aber nur wenige schaffen es ihre Strukturen und Arbeitsweise wirklich agil zu gestalten. Das Elektronik-Unternehmen TELE Haase aus Wien-Inzersdorf mit 90 Mitarbeiter*innen hat vor vier Jahren mit einem Selbstversuch begonnen, konsequent neue Organisations- und Führungsprinzipien zu erlernen und zu leben. TELE ist im besten Sinne eine lernende Organisation geworden, die die eigene Entwicklung laufend reflektiert und auch den Austausch mit externen Besuchern, wie zum Beispiel Anita vom KOMMUNIKATIONSRAUM, zum Lernen nutzt.

TELE-Haase folgt bei seiner Entwicklung keinem gängigen Managementmodell, am ehesten kommen sie Holacracy näher. Teil ihres Erfolges scheint zu sein, dass sie nicht methodengetrieben arbeiten, sondern aus dem spezifischen Kontext der Organisation heraus beobachten, was passt, was funktioniert.

Die Veränderung in der Führungsphilosophie hat klarerweise auch die Belegschaft geändert. Einige der früheren Führungskräfte konnten mit dem neuen Stil von weniger Hierarchie und Status nicht mehr mit. „Als wir 2013 damit begonnen haben, war eine hohe Fluktuation die unmittelbare Folge“, gibt TELE Mitarbeiterin Bettina Putz, im Rahmen der Digital Days letzte Woche in Wien, ehrlich zu. 

Umgekehrt wurden beispielsweise rasch aus früheren Leiharbeitern Prozessverantwortliche, weil ihnen das selbstständige Arbeiten einfach liegt. Mittlerweile erhält das Unternehmen viele Initiativbewerbung eben wegen dieser so anderen Organisationskultur. 

TELE hat keine Führungskräfte im klassischen Sinne. Sie haben Prozessverantwortung und Personalverantwortung getrennt. Die Mitarbeiter organisieren sich selbstständig in den Kernprozessen Produktion, Innovation und Sales. Geschäftsführer und Eigentümer unterstützen im Supportprozess „Regie“. In der Kommunikation sind operative und strategische Themen sehr konsequent getrennt. 

Die treibende Kraft ist die Überzeugung des Eigentümers Christoph Haase, dass seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eigenverantwortlich besser arbeiten. Er und sein Geschäftsführerkollege haben zwar ein Vetorecht, aber davon haben sie noch kaum Gebrauch gemacht.

 Innovation plus Nachhaltigkeit ergibt Profit

„Innovation plus Nachhaltigkeit ergibt Profit“, antwortet Bettina Putz auf die Frage nach dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.  Auch wenn in den letzten vier Jahren die Beschäftigung mit sich selbst viel Energie und Zeit verschlungen hat, das Unternehmen blieb in der Gewinnzone! Damit das auch so bleibt, kooperiert TELE Haase bewusst mit Start-ups. Für diese gibt es seit kurzem auch eigene Co-Working-Arbeitsplätze, um so die notwendige räumliche Nähe für Innovation zu sichern.