Die Sache mit den Superhühnern
Worin misst sich die Produktivität von Hühnern? Genau: In der Anzahl der Eier, die sie legen. Um herauszufinden, was Hühner produktiver macht, führte der Evolutionbiologe William Muir folgendes Experiment durch: Er bildete zwei Gruppen von Hühnern: Die Gruppe eins mit solchen, die überdurchschnittlich viele Eier legten, – die sogenannten Superhühner – wo sich nur die produktivsten fortpflanzten und die zweite Gruppe mit durchschnittlichen Hühnern, die sich unabhängig von ihrer Produktivität fortpflanzen, so wie sie wollen.
Nach sechs Generationen zeigte sich, dass die Durchschnittshühner nicht nur gesund, und vollgefiedert sind, sie überraschen zudem mit einer höheren Leistung im Vergleich zur ersten Generation. Von der Gruppe der Superhühner hingegen waren nur drei am Leben geblieben, alle anderen hatten sich gegenseitig zu Tode gepickt. Hohe Produktivität dank Durchsetzungskraft. UND: Die Tatsache gezielter Selektion verstärkt das Konkurrenzverhalten und die Aggression. Individuum vor Gruppe führt letztlich dazu, dass die Superrasse sich gegenseitig ausrottet.
Warum mir dieses Experiment ausgerechnet während meines jüngsten Alpach-Aufenthaltes wieder einfiel?
Wir werden die Zukunft Europas nicht allein durch Selektion der “besten Köpfe” erfolgreich gestalten. Vielmehr sind Perspektivenvielfalt, Kooperation und Mut zum Musterwechsel gefragt.
A new playbook
Mit Hilfe neuer Kommunikationsräume, neuen Kommunikationsformaten.
Kommunikation beschränkt sich nicht auf die Kampagnisierung von Themen. Kommunikation beschränkt sich nicht auf die Abteilung Unternehmenskommunikation. Kommunikation ist die Organisation. Kommunikation verbindet Menschen. Kommunikation fördert im Idealfall unsere Konnektivität mit und zu anderen. Wir Menschen sind “relational beings”!
Der Autor Frederic Laloux lieferte dazu übrigens in seinem überaus hörenswerten EFA21-Beitrag ein Script, das diese sechs Grundzüge beinhaltet:
Less | More |
Information | Emotional reckoning |
Top down messaging | Peer influence and sense of identity |
Individual | Collective |
Fear, Guilt | Pride, joy, courage |
Call to action | Change of narrative |
From the ego to the ecosystem
Damit wir (noch mehr) Superhühner-Zuchtstationen – und damit Verschwendung von Kraft, Energie und Lebensfreude – vermeiden, stellt euch doch auch diese Fragen.
- Was lässt uns zu Silodenkern werden?
- Wer oder Was fördert das Gegeneinander?
- Welche Prozesse und Strukturen blockieren abteilungsübergreifende Zusammenarbeit?
- Spielen Rankings und Vergleichslisten eine wichtige Rolle bei bspw. Beförderung- und Bonifizierung?
- Wenn ich kooperiere: Wird das anerkannt und wertgeschätzt?
- Auf einer Skala von 1-10: Wieviel Spaß haben wir bei der Arbeit?
- Wann habe ich/haben wir zuletzt herzlich gelacht?
(Quellen: FörsterKreuz, kommunikationsraum)
Die Hühner aus Gruppe 2 waren vielleicht durchschnittlich in ihrer ursprünglichen Produktivität, sie hatten allerdings offenbar überdurchschnittlich viel Freude daran miteinander zu leben und so zu nachhaltigem Wachstum beizutragen.